Liebe Mannschaftskameraden,
nach unserem grandiosen Erfolg gestern beim Mannschaftschießen der F-Class European Championships war leider keine Gelegenheit mehr, mit dem gesamten Team eine Nachbesprechung zu machen. Deshalb möchte ich hier - auch zur Information anderer Schießsportfreunde - ein kurzes Resümee ziehen.
Mir persönlich, euch geht`s sicher ähnlich, ist jetzt zu Hause erst klar geworden, welche Mannschaftleistung wir in Bisley gebracht haben. Wer von uns hätte nach unserem bescheidenen Abschneiden bei den Einzelwettkämpfen damit gerechnet, dass wir uns ganz nach vorn schießen. Das Zusammenspiel unserer Teammitglieder im entscheidenden Moment hat gut funktioniert. Das Quäntchen Glück, das uns bei den Einzelwettkämpfen gefehlt hat, stellte sich Gott sei Dank zum Schluss der Wettkämpfe noch ein.
Der Mannschaftsvorwettkampf war als Training für uns mitentscheidend, auch wenn dieser nur mit dem 4er Team geschossen wurde. Alle waren aber vor Ort und es war wichtig, die Abläufe festzulegen und vor allem auch die Zusammenarbeit von Coach und Schütze zu üben.
Unser Rezept, bei einigermaßen gleichen Wetterbedingungen sehr schnell zu schießen, hat sich ausgezahlt. Vor allem die britische Mannschaft, die normalerweise superstark ist, ist meiner Meinung nach daran gescheitert, dass sie zu lange Zeit brauchten.
Unsere Beurteilung der Windverhältnisse und der Mirage lag im Großen und Ganzen richtig. Petrus hatte es ja auch gut mit uns gemeint und uns trockenes Wetter beschert. Der Wind war mäßig, wechselte aber immer wieder die Richtung. Dies rechtzeitig zu erkennen fällt uns immer wieder sehr schwer. Manchmal habe ich mir ob der unterschiedlichen Fahnenstellung und der Mirage "die Augen" gerieben. Hier ist das Quäntchen Glück erforderlich gewesen, das ich oben erwähnt habe. Die teilweise heftige Sonneneinstrahlung zu berücksichtigen, die manchmal zu Tief- oder Hochschüssen führt, ist auch so ein Thema.
Ich möchte mich bei allen bedanken für die sportliche Haltung und gegenseitige Unterstützung. Festzustellen ist, dass wir alle über eine gute Ausrüstung verfügen und grundsätzlich gut schießen können. So sind wir in der Lage, im internationalen Bereich mit den besten Mannschaften mitzuhalten. Bei Dieter möchte ich mich für`s Coachen auf der 2. Bahn bedanken. Auch die schießsportliche Leistung von Stefan Scherer soll hier nochmals gewürdigt werden. Ich hatte ihm ja kurzfristig mein Gewehr geliehen, mit dem er dann auf beiden Distanzen ein gutes Ergebnis erzielte.
Das Gesamtergebnis ist:
Goldmedaille und Siegerpokal: BDMP Germany mit einem Score von 1106 Ringen und 57 V Bull. Silber ging an die italienische Nationalmannschaft mit 1104 ,68. Bronze an die Ukraine mit 1101,69. Auf den weiteren Plätzen folgte Great Britain mit 1098,63 und Republic of Ireland mit 1073,55.
Ich selbst bin stolz darauf, nach meinem Einzeltitel im letzten Jahr jetzt mit euch zusammen Mannschaftseuropameister zu sein.
Euer Teamcaptain
Für unsere interessierten Freunde möchte ich zum besseren Verständnis noch gern einige Erläuterungen zum Teamschießen geben:
Das Teamschießen bei den F- Class Europameisterschaftenwird auf den Entfernungen 900 und 1000 Yard ausgetragen. 1 1/2 Stunden Zeit stehen auf jeder Entfernung zur Verfügung. Zur Mannschaft gehören "normalerweise" 8 Schützen, ein Teamcaptain, 2 Coache und 2 Scorer. Geschossen wird auf 2 Scheiben, sodass für jede Scheibe 4 Schützen einzuteilen sind, die jeweils mit einem Coach relativ eigenständig schießen. Geschossen wird in der Regel im "String", d.h. ein Schütze schießt allein hintereinander 2 Probe und 15 Wertungsschüsse. Der Coach und gegebenenfalls ein anderer Schütze beobachten die Wetterverhältnisse, geben Veränderungen sofort weiter und gibt die notwendigen Korrekturen am Zielfernrohr an den Schützen weiter.
Grundsätzlich kann jeder neben seiner Funktion auch zum Schießen eingeteilt werden. Der Teamcaptain ist für die Organisation und den Ablauf des Schießens verantwortlich. Er legt auch fest, wer in der Mannschaft schießt. In der Regel schießen die 8 besten Schützen bei den Einzelwettkämpfen.
Da wir diesmal nur 8 F TR Schützen hatten, erübrigte sich die Auswahl und alle mussten Funktionen übernehmen. Unterstützt wurden wir von Mannschaftskameraden der Offenen Klasse, die für uns als Scorer einsprangen. Als Scorer werden diejenigen bezeichnet, die bei anderen Mannschaften die Ergebnisse aufschreiben.
Normalerweise gilt der Spruch "Übung macht den Meister" auch in der Praxis. Unsere Teammitglieder kennen sich zwar alle von den verschiedensten Veranstaltungen, aber üben können wir in Deutschland wegen der fehlenden Long Range Bahn nicht. Diesmal hat es auch so gereicht. Unser Ergebnis ist entsprechend hoch einzuschätzen.